Nordeuropa 2009: Oulu - Kolari - Abisko (12.3. und 13.3.)
Von David Gubler
Donnerstag, 12.3.2009Text: David Gubler
Da die Erzzüge bis Freitag nicht fahren sollten, stand heute nicht viel mehr auf dem Plan als abzureisen in Richtung Norden. Daher schliefen wir erst mal aus, den Wecker mehrfach ignorierend, und bequemten uns erst gegen halb zehn aus dem Bett. Nil suchte eine Unterkunft in Kolari raus, und die Hütte wollte auch noch aufgeräumt und geputzt werden. Eine gute Stunde später fuhren wir los, erst mal in Richtung Lidl, um ein paar Sachen einzukaufen, und entschieden definitiv nach Kolari zu fahren. Die ausgedruckten Fahrpläne verrieten, dass in Richtung Kolari nur gerade ein Personenzugpaar sowie ein Güterzugpaar pro Tag (!) fährt; den Güterzug 12:45 ab Kemi sollten wir eigentlich erwischen können. Nach einem kurzen Tankstopp waren wir schon bald in Ii (ja, das schreibt sich mit zwei „i“), wo sich eine recht nette Stahlbrücke befindet, Eisenbahn oben, Strasse unten. Diese lässt sich gut seitwärts fotografieren. Laut Fahrplan hätte bald ein Personenzug aus Kemi kommen müssen. Bei der Brücke angekommen stellten wir jedoch als erstes fest, dass der westliche Fotostandpunkt aufgrund des Schnees und vieler privater Grundstücke nicht erreichbar war. Daher probierten wir es auf der Ostseite, wo es tatsächlich eine offene Stelle am Flussufer gab. Vom Zug war allerdings leider nichts zu sehen, wir haben ihn wohl verpasst.
Weiter ging die Fahrt in Richtung Kemi und danach Tornio, wo wir zwangsläufig am Bahnhof vorbei kamen. Dort stand ein Güterzug mit zwei laufenden Dv12-Hobeln vorgespannt in der Sonne.
Wir erwarteten eine Kreuzung, aber ein vorbei kommender Arbeiter erklärte, dass es schlicht noch zu früh für die Abfahrt sei. Wir machten deshalb rasch ein Bild des Zuges bei halbem Gegenlicht und fuhren weiter, auf der finnischen Seite entlang des Grenzflusses Tornionjoki. Die nicht elektrifizierte Bahnstrecke nach Kolari verläuft quasi überall in der Nähe der Hauptstrasse, und wäre eigentlich noch recht hübsch mit vielen offenen Stellen. Leider fährt, wie bereits festgestellt, quasi nie ein Zug; ausser Samstags, dann dafür gleich vier Personenzugpaare. Trotzdem sind viele Bahnübergänge mit Schranken ausgerüstet, wozu auch immer. Wir stellten Vermutungen an, ob die Strecke überhaupt Signalmässig gesichert ist (oder per Funk koordiniert wird) und ob die Weichen wohl alle von Hand bedient werden, wie das dem Anschein nach an der Erzstrecke in Richtung russischer Grenze der Fall ist; wir glaubten aber später, immerhin Signale entdeckt zu haben. Das Wetter war auch nach wie vor gut, was den Mangel an Betrieb noch ärgerlicher machte. Den Güterzug, den wir überholen sollten, fanden wir allerdings nicht; wir waren aber aufgrund des Abstechers in Ii auch etwas zu spät dafür.
In Kolari angekommen schauten wir zuerst im Bahnhof rein. Dort standen, abgestellt und am Stromnetz angeschlossen, zwei Dr16, die den Nachtzug am Morgen gebracht hatten.
Dahinter stand der abgekuppelte Nachtzug, stattliche zehn Schlaf- und Sitzwagen, einen Speisewagen und vier Autotransportwagen lang, wobei einer der Autotransportwagen separat abgestellt war. Vom Güterzug war weit und breit nichts zu sehen.
Da der Nachtzug erst um 18:45 abfahren sollte und es erst knapp nach fünf war, schauten wir uns erst das Hotel an, das weniger als fünf Minuten zu Fuss vom Bahnhof weg war und einen guten Eindruck machte (100 Euro für ein Doppelzimmer pro Nacht, dafür mit gratis-WLAN und Frühstück). Danach gings nochmals zum Bahnhof, um uns die Autotransportwagen anzusehen...
... und nochmals den Güterzug zu suchen, allerdings wieder erfolglos...
Die Autotransportwagen waren zwei unterschiedliche Bauarten, einer war geschlossen mit durchgehend gleich hohem Deck, die anderen drei waren offen, wobei wir uns fragten, wie das Auto wohl aussieht, nachdem es die ganze Nacht zuhinterst im Zug dem Schneestaub ausgesetzt war... Eine bedingte Antwort auf diese Frage gab eine Tafel, die davor warnte, dass der Motorraum mit Flugschnee gefüllt sein könnte. Ebenfalls interessant war die Sortieranlage, die einfahrende Autos in vier Höhenkategorieen sortiert und auf das entsprechende Deck verweist.
Um herauszufinden, was wir zu Abend essen wollten, fuhren wir rasch ins „Stadtzentrum“ von Kolari, nur um das Unvermeidliche festzustellen: Der Ort besteht gerade mal aus ein paar zerstreuten Häusern und Läden, weit und breit nichts, das sich „Zentrum“ nennen könnte. So gingen wir zurück ins Hotel und danach bald zum Bahnhof, um den Nachtzug zur „blauen Stunde“ (oder besser gesagt „grauen Stunde“, da es inzwischen wieder zugezogen hatte) zu fotografieren. Inzwischen war der Zug zusammengestellt und zur Abfahrt parat, so hatten wir Zeit für ein paar Nachtaufnahmen der Loks. Für mich war es die erste Gelegenheit, das neue Stativ zu testen, zur vollsten Zufriedenheit :)
Danach gings in den lokalen Supermarkt, um ein Abendessen zu kaufen, das wir dann in der Unterkunft verzehrten. Nach einem Film, Dusche und Tagesbericht schreiben gings danach ab ins Bett.
Freitag, 13.3.2009
Text: Nil Bechtiger (www.bahnpics.com)
Hui, der Tag sollte mit einer Dr16 beginnen, na wenn das nichts ist!
Unser Glück war, dass der Zug Kolari erst um 10:45 erreichte, was ein verfrühtes Aufstehen logischerweise nicht unbedingt notwendig machte. Das nutzten wir aus und schliefen gemütlich bis kurz nach 9 aus, dann wankten wir zum mehr oder wenig aufgezwungenen Frühstück. Das Buffet war dafür, dass wir fast die einzigen Gäste waren, gut gefüllt und so schafften wir es nicht, ihm in seinem Volumen einen grossen Schaden zuzufügen ;)
Zurück im Zimmer verweilten wir noch etwas im Internetz und packten anschliessend unseren Krempel zusammen, welcher sich auch schon nach nur einer Nacht im Zimmer gut verteilt hat.
Ohne etwas zu vergessen verliessen wir das Hotel um kurz vor halb 11, um für den Nachtzug aus Helsinki an die gestern gesichtete Stelle zu fahren. Als wir auf der Strassenbrücke südlich von Kolari ankamen sahen wir schon das Spitzenlicht der Dr16 auf der langen (wirklich langen) Geraden, und erst über 3min später rollte der Zug dann gemächlich an uns vorbei.
Wir schlitterten auf der eisbedeckten Strasse zurück zum nahe geparkten Wagen und fuhren zurück zum Bahnhof, um das Rangiermanöver mit den Autowagen zu beobachten.
Etwas speziell ist die Infrastruktur da oben schon, an die beiden Autogleise mit der Rampe kommt man nur aus Gleis 1, wo ja aber nun der P-Zug drin stand mit den Autowagen am hinteren Ende.
Die Loks gingen vom Zug, umfuhren ihn...
... und schoben die ganze Wagenschlange auf das Streckengleis nach Norden.
Die Autowagen wurden abgehängt und an die Rampe gefahren. Zum Schluss mussten die Loks wieder an den Zug und diesen zurück auf Gleis 1 ziehen. Dann schubsten die Loks die P-Zug-Wagen noch zurück an die Autowagen, um sich an der Streckdose mit Wärme zu versorgen.
Wir und die erstaunlich vielen Reisenden, welche zum Autoterminal liefen, beäugten diese Manöver... Immerhin das einzige Mal am Tag, dass in diesem Bahnhof mal was los ist ;)
Als das ganze Schauspiel vorbei war wollten wir die Loks im abgestellten Zustand noch von der anderen Seite aus neben dem Bahnhofgebäude fotografieren. Obwohl sich kein Rad mehr bewegte und sich für die nächsten Stunden auch kein Rad bewegen sollte liefen wir extra nicht über die Gleise, wie sonst in Finnland üblich. Wir fuhren mit dem Auto um den Bahnhof herum und latschten dann im Bereich der Holzverladung nach vorne. Leider aber nicht ohne die Aufmerksamkeit des Rangierers auf uns zu ziehen, er kam rüber und fragte, was wir machten. Fotografieren, warum? Jäää, das ginge nicht, wir dürfen uns da nicht aufhalten. Hmm, ich will nicht sagen das er unrecht hatte, das wäre falsch. Aber da oben war überhaupt nichts! Ein bisschen Holz zu unserer Linken, die Gleise zu unserer Rechten und eine 5 Meter breite, geräumte Strasse, auf welcher wir uns befanden. Und der kam extra rüber um uns anzumeckern... hihi ;) Amüsiert liefen wir zurück und verstanden die ganze Situation nicht wirklich.
Dann ging es los, wir wollten heute Abend schliesslich Abisko erreichen. Fix ging es raus aus Kolari, über den Fluss und auf Schwedischer Seite immer gen Kiruna. Die Strassen waren im Vergleich zu Finnland kaum geräumt, sie glichen meist einer Eispiste mit teilweise einem freien Streifen. Diesen musste man sich immerhin nur sehr selten mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen, weil nicht wirklich viel unterwegs war. Aber die Schweden haben Nerven, da fährt man auf Eispiste sogar schneller als erlaubt, und dann kommen die von hinten angeflogen, überholen und man sieht nur noch die Schneestaub-Wolke. Die wissen wies geht!
Gegen 13 Uhr erreichten wir Kiruna, dank Zeitumstellung hatten wir wieder eine Stunde gewonnen, deshalb brauchten wir für die 250km „nur“ 2h ;)
Wir assen in der Stadt etwas, gingen nochmals tanken (endlich gabs hier wieder den E85-Sprit für unser Audi Auti) und kauften im Coop ein, nicht viel. Klug wie wir waren hatten wir in Finnland im Lidl noch Getränkte besorgt, da sie dort deutlich günstiger waren als in Schweden.
Als wir vom Stadtzentrum zur Tanke fuhren sahen wir schon wie ein Erzzug mit Dm3 aus der Verladeanlage kam, aber dass der nicht mehr da stehen würde als wir aus der Stadt raus fuhren, damit hatten wir nicht gerechnet. Also blieb uns im langsam Sonnig werdenden Nachmittag die Möglichkeit den Zug zu verfolgen oder noch kurz im BW vorbei zu schauen. Aus irgend einem Grund haben wir das BW sausen lassen und sind dem Zug hinterher (als wenn es der letzte wäre). Bald schon hatten wir ihn eingeholt und jetzt musste nur noch eine Stelle her. Ich hatte etwas im Kopf was vorzüglich von der Zeit gepasst hätte, das Problem war aber, dass ich nicht mehr genau wusste WO es ist. So fuhren wir zügig auf der E10 gen Westen mit dem Zug im Rücken. Unterwegs kreuzen wir einen ersten Zug, und später sogar noch einen zweiten, es läuft also doch etwas!
Irgendwann kurz vor Torneträsk war ich aber der Meinung, die Stelle hätte schon kommen müssen, ich zweifelte etwas an mir rum und dann beschlossen wir im letzten Bahnhof, Rombak, den Erzzug zu schiessen, da Sonne und überhaupt.
David fuhr, David wollte wenden, David suchte sich einen Parkplatz dafür aus, David bog ein, David fuhr so weit raus das er ohne Rangieren wenden konnte ... er machte die Rechnung aber ohne das Ende des festen Untergrunds. Und flutsch steckten wir erneut im Schnee fest, es ging weder vorwärts noch rückwärts. Das war jetzt das zweite mal das er die Karre versenkt hat, irgendwie mag ihn das Audi Auti nicht ;)
Nach einer kurzen Phase des Aufregens (vor allem ich) schritten wir dann zur Tat. Aus dem Fehler von letztem Mal, zu versuchen die Karre selber frei zu bekommen, lernten wir, so nahmen wir nach einem erfolglosen Rausfahrversuch gleich den Abschlepphacken und montierten ihn hinten. Während wir dabei waren fuhr schon, ohne unser Zutun, ein Einheimischer mit einem dicken Pick-Up auf den Parkplatz, als wir ihn gleich ansprachen meinte er nur – schon gesehen. Stolz sagte er uns dann, dass er ein 4 WD Auto habe blabla und keine Minute später hatte Audi Auti wieder festen Boden unter allen 4 Rädern. Wir bedankten uns und er verduftete so schnell wie er gekommen war.
Wir wendete und wollten dann zügig zum Bahnhof, unser Vorsprung sollte dafür ausreichen.
Der zweite gesehene Erzer gen Kiruna war gerade am Einfahren und derjenige nach Narvik stand schon vor der Einfahrt, und so hatten wir wieder zwei Möglichkeiten (Bahnhof fiel weg, da wir auf der falschen Seite standen). Entweder wir würden den Zug nach Kiruna verfolgen, er käme im Licht, oder wir würden mit dem Anderen weiter nach Westen, nur vielleicht mal irgendwo im Licht. Aber wie man es macht, macht man es verkehrt. Auf dem Weg zu einer Fotostelle versanken wir im Schnee und schauten so der Dm3 nur aus der Ferne zu, wie sie den Erzzug mit den neuen Wagen nach Kiruna zog. Ein Murks!
Zurück am Wagen war es uns dann zu blöd und wir fuhren nach Abisko. Irgendwo vor Stodalen hatten wir den anderen Erzzug zwar wieder eingeholt, an Sonne war aber nicht mehr zu denken. Achja, ich habe die von mir avisierte Stelle dann doch noch gefunden, schöööön, aber die Sonne war soeben hinter dem Berg verschwunden. Wenn der Zug aber etwas früher käme könnte es aufgehen, bzw. sicherlich für den Personenzug davor.
In Abisko stellten wir uns dann für die Dm3 in den Bahnhof, wenn schon mal etwas kommt, und schossen sowohl diese als auch noch den Nachtzzug nach Stockholm, welcher auch noch kam.
Das beste daran war, dass die Dm3 (1224 und Anhängsel) IMMER noch die LKAB Logos auf der Front hatte und nicht die Nummer. Im Sommer 07 war sie schon eine der letzten zwei, ich hätte nie gedacht, dass es sie noch so gibt. Detail, sorry ;)
Dann bezogen wir unser Zimmer im Touribunker, für ein Hotel etwas sehr spartanisch eingerichtet, und sogar das Bett mussten wir selber beziehen. Dafür entschädigte Lage und Aussicht .. wobei das mit der Aussicht so eine Sache ist. Wir hatten das einzige Zimmer in dieser Etage mit schönem Blick auf den Tornesträsk, aber ob jetzt lieber das oder Aussicht auf die Bahn... hm ;)
Wir informierten uns dann noch etwas im Gebäude über Wetter, Veranstaltungen etc. ehe wir das Abendessen von gestern wiederholten und uns von den Resten verpflegten.
Sogar WLAN hatten wir im Zimmer, aber nur direkt am Fenster und nur mit Davids Laptop, hmm... da dürften wir aber auch das einzige Zimmer sein, also doch besser als Bahn-Blick.
Nun schauten wir noch etwas auf dem Laptop und verbrachten den Abend gemütlich im Zimmer. Nordlichter gäbe es wohl nicht mehr zu sehen, es hatte allmählich wieder zugezogen.